Arno Bauermeister

Arno Bauermeister – lebt und arbeitet in Berlin. 1968 im Rheinland geboren und dort aufgewachsen, kam er bereits in Jugendtagen mit der Photographie in Berührung. Im elterlichen Fundus fand er nicht nur zahlreiche alte Photographien in schwarz-weiß – und mit diesem herrlichen gezackten weißen Rand. Auch zwei alte Photoapparate, ganz analog mit Kleinbild- und Rapidfilm zu bestücken und rein mechanisch zu verwenden („ohne Strom“), fielen in seine Hände und luden sogleich zu praktischen Entdeckungsreisen ein. Später kam eine kontinuierlich wachsende eigene Spiegelreflex-Ausrüstung dazu, bis ein Diebstahl derselben das Photographentum jäh und für einige Jahre unterbrach.

Philosophie – Was ist der Photograph? Ein Handwerker, der nur ein technisches  Gerät bedient? Der in Sekundenbruchteilen per Knopfdruck ein Bild entstehen lässt? Oder ein Künstler, der das Schöne oder Merkwürdige oder Vielschichtige oder Provozierende schafft? Ein Reisender, der mit Licht malt und das Gefundene teilt und mitteilt? Ein guter Photograph beherrscht sein Handwerk, erschöpft sich aber nicht im Handwerklichen. Sonst reicht es, wenn er Passphotos macht. In jedem Fall ist er ein Suchender hinter dem Sucher. Jemand, der nach dem Motiv fahndet, und danach, dieses sprechen zu lassen. Ein gutes Photo weist über sich selbst hinaus.

Motive – finden sich fast überall. Was aber macht etwas zu einem Motiv? Und warum ist es zeigenswert? Wie soll es aufgenommen werden? Wie groß? Aus welcher Perspektive? Mit welchen Farben? Zu welcher Tages- oder Jahreszeit? Drinnen oder draußen? Der Photograph muss viele Entscheidungen treffen. Er macht das Motiv. Er macht das Räumliche zur Fläche. Er schneidet einen Teil aus dem Kontinuum der Dinge aus. Photographien werden zumeist an einem anderen Ort gezeigt als sie entstanden sind. Und zu einer anderen Zeit. Photographie handelt immer vom Vergangenen. Und vom Menschen.

Ausrüstung – ist ein überschätztes Thema. Wer gute Töpfe hat, kann noch lange nicht gut kochen. Die heutigen Digitalkameras sind hochleistungsfähige Computer. Nie zuvor war Photographie so komfortabel und preisgünstig. Noch nie das erschaffenen Bild so schnell verfügbar und vorzeigbar. Dennoch oder deswegen gibt es in letzter Zeit eine liebevolle Renaissance der analogen Photographie und ihrer Individualität. Und dennoch – ob digital oder analog: am Ende des Tages ist ein Photoapparat nichts als ein dunkler Kasten mit einen Loch und einem Aufnahmemedium. Der Rest ist der Mensch.

esse est percipi – Sein heißt Wahrgenommen-Werden. Dies gilt für jede Kunst. Nur das von anderen wahrgenommene Werk ist. Die Photographie hat es dabei heute nicht leicht. Von einer literarischen Welt, in der das Wort im Mittelpunkt steht, haben wir uns zu einer ikonographischen Gesellschaft gewandelt, in der sich alles um das stillstehende oder bewegte Bild dreht. Eine Chance für die Photographie, die inzwischen überall ist. Aber auch eine Herausforderung. „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“ (Henri Cartier-Bresson)